A family history of World War I – and a meaningless war

This is an unusual post in two respects: it is personal (about two grandfathers in World War I) and it is not by me but by the next generation:  my daughter produced this for a school  project in France, researching the family history in World War I. It was an excellent way to reflect on this anniversary, and we all learned some new things.

I hope those who  understand German agree that this is interesting to share, as another generation comes to grips with the madness of nationalism in Europe in the very recent past. These lessons remain as relevant today as ever.

 

Zwei junge Männer, zwei Fronten, zwei Gefangenschaften

Fanny Knaus (Paris)

Viele Mitglieder meiner Familie haben im ersten Weltkrieg gekämpft. Das ist die Geschichte von Gottlieb und Alfons, meinen beiden Urgrossvätern, die an unterschiedlichen Fronten kämpften.

Alfons Schwärzler an der italienischen Front. Gottlieb Knaus an der russischen Front.

 

Gottlieb Knaus ist 1895 in Schladming in den österreichischen Alpen geboren. In jungen Jahren arbeitete er in einem Kohlebergwerk.

Mit 19 Jahren zog er 1914 in den Krieg. Er kämpfte an der Ostfront gegen Russland. Dort kam er in Gefangenschaft. Er wurde in Sibirien bei einem Bauern (Kulaken) zur Zwangsarbeit eingeteilt. Es ging ihm relativ gut. Er spielte viel Schach und lernte perfekt Russisch. Nach 40 Monaten, nach der russischen Revolution, gelang ihm die Flucht und er kam zurück nach Österreich.

 

Gottlieb Knaus in Sibirien als Kriegsgefangener

 

Später gab er seiner ältesten Tochter den russischen Namen Ludmilla. In meiner Familie nimmt man an, dass er sich in Sibirien in eine Ludmilla verliebt hatte.

Alfons Schwärzler (der meine Grossmutter adoptierte) wurde 1898 in einem Bergdorf in Vorarlberg  in Österreich geboren. Er kam aus einer armen Familie. Er hatte sechs Brüder und drei Schwestern. Als Bub musste er ins Schwabenland ziehen und dort schon als Kind auf einem fremden Hof arbeiten, da seine Familie ihn nicht ernähren konnte.

1916, als er 17 Jahre alt war, wurde er von der Armee eingezogen. In einem Brief vom 18 Mai 1916, den ich gefunden habe, erzählt er Details aus der Zeit der Vorbereitung auf den Krieg in einer Kaserne: er wurde erstmals geimpft; er hoffte seinen Anzug, den er abgeben musste, nach Kriegsende bald wieder zurückzubekommen; und er bat seine Familie ihm seine Pfeife zu schicken. Er erzählte auch, dass viel exerziert wurde und es „in wenigen Wochen nach Italien geht, um den Katzelmachern [ein Schimpfwort für Italiener] einen Denkzettel zu geben [sie zu bestrafen]“.

 

Gottlieb Schwärzler als junger Soldat während der Ausbildung 1916

Nach der kurzen Ausbildung wurde er in die Alpen geschickt. Er verbrachte zwei Jahre in den Dolomiten hoch oben in den Bergen. Hier kämpfte Österreich-Ungarn gegen Italien. Der Alpenkrieg war sehr gefährlich. Berggipfel und Höhlen wurden gesprengt. Man kämpfte oft im Schnee.

Einmal, beim Essenholen, geriet Alfons in eine Lawine. Er konnte sich an einen Baum klammern und überlebte. Alle litten schrecklich Hunger in den Bergen.

Nach Friedenschluss kam Alfons von den Bergen ins Tal. Trotz des Friedens wurde er nun, wie viele andere, von den Italienern gefangengenommen. Alfons erging es dabei viel schlechter als Gottlieb in Sibirien. Er war über ein Jahr in Gefangenschaft wo er schrecklich Hunger hatte, weil es jeden Tag nur dünne Reissuppe gab. Die Gefangenen lebten in Zelten. Sie froren und es gab viele Krankheiten. Alfons hatte danach ein Leben lang einen Lungenschaden.

Ich fand eine Postkarte an ihn von seiner Familie aus dieser Zeit. Sie ist addressiert an den „Kriegsgefangenen Soldaten aus Österreich“ [prigioniere di guerra soldato austriaco Alfonso Schwärzler].

 

 

Sehr interessant finde ich, dass sowohl für Alfons Schwärzler wie auch für Gottlieb Knaus 1918 der Krieg noch lange nicht vorbei war. Durch ihre Gefangenschaft waren sie noch viele Jahre von ihren Familien getrennt.

Heute kann ich diese sinnlosen Kämpfe nicht verstehen. Mein Vater und meine Tante haben beide in Italien studiert. Mein Grossvater und mein Vater haben Russisch gelernt und mein Vater in der Ukraine gearbeitet. Heute lernen meine Mutter und ich beide Russisch. In Italien war ich schon, aber nach Sibirien muss ich noch fahren.

 

 

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